Die Zeiten für Autos am Bremer Platz werden hart. Das Parkhaus auf der Ostseite des Bahnhofs wird künftig als Mobilstation dienen und damit mehr dem individuellen (Rad-)Verkehr dienen als dem Auto. Stellplätze werden erhalten bleiben, u.a. für Anwohner, dafür bekommen Fahrräder rund 3.000 Stellplätze.
Die Stadt Münster hatte sich beim Wettbwerb „Mobil.NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“ beteiligt und wurde nun als eine von sieben Kommunen in NRW ausgewählt. Für das Projekt können nun Anträge gestellt werden, bis 2026 soll das bisherige Parkhaus eine völlig neue Gestaltung erfahren – sowohl von außen wie vor allem von innen.
„Im Rahmen der zweiten Wettbewerbsstufe haben wir unseren Beitrag weiterentwickelt und konnten die Fachjury erneut mit unserem zukunftsweisenden Mobilitätsprojekt überzeugen“, freut sich Stadtbaurat Robin Denstorff über den Erfolg und die Aussicht auf die Fördergelder. „Mit unserer erfolgreichen Bewerbung haben wir nun die Chance, attraktive und zugleich nachhaltige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs zu bündeln“, so Michael Milde, Abteilungsleiter der Mobilitätsplanung im Amt für Mobilität und Tiefbau, in einer Mitteilung der Stadt.
Das Maßnahmenpaket sieht neben dem Umbau des heutigen Parkhauses, das künftig unter anderem Abstellplätze für 3.000 Fahrräder, verschiedene Sharing-Angebote sowie Quartiersstellplätze bereitstellt, auch die Aufstockung um zwei Geschosse vor. Auf dem Dach wird ein Garten entstehen, der den Menschen im Quartier als Treffpunkt dienen soll. Die neue Grünfassade soll einen „positiven Beitrag zur Klimaanpassung“ leisten, indem sie Wärmeinseln im Hochsommer entgegenwirkt und durch Solarkollektoren regenerative Energie erzeugt. So heißt es zumindest in der Mitteilung.
Teil des Projektes ist auch die Führung der Veloroute „Everswinkel-Münster“ direkt entlang des zukünftigen „Mobility Hub“ von der Schillerstraße kommend über „Kleine Bremer Straße“ und die Wolbecker Straße zur Promenade. „Der direkte Anschluss der Mobilstation an das Veloroutennetz sorgt für eine sichere, komfortable und vor allem schnelle Möglichkeit, mit dem Rad die Mobilstation zu erreichen, was gerade am Bahnhof wertvolle Zeit und längere Wege beim Umstieg auf andere Verkehrsmittel spart“, so Max Stewen, Projektleiter beim städtischen Fahrradbüro über die erhofften Vorzüge des Mobility Hubs.
Zur Vorgeschichte:
Die Stadt Münster hat sich erfolgreich mit dem Projekt „Münster Mobility Hub“ um die Teilnahme an der zweiten Stufe des Landeswettbewerbs „Mobil.NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“ beworben. Damit ist der „Münster Mobility Hub“ eines von zehn weiteren Projekten aus ganz Nordrhein-Westfalen, die eine Fachjury aus insgesamt 29 Bewerbungen für die nächste Runde ausgewählt hat. Die finale Entscheidung im Wettbewerb erfolgt im Februar 2022. Die besten Ideen für eine bessere Mobilität fördert das Land insgesamt mit rund 100 Millionen Euro.
Der Projektbeitrag besteht aus mehreren Bausteinen. Insbesondere für Radfahrende soll es leichter werden, den Bahnhof zu erreichen und das Rad dort abzustellen. So soll das Parkhaus Bremer Platz zu einer modernen Mobilstation („Mobility Hub“) mit zahlreichen Mobilitätsangeboten umgebaut werden. Dadurch soll auch der Umstieg zwischen den unterschiedlichen Verkehrsträgern deutlich komfortabler und leichter gemacht werden. Mit dem Ausbau der Schillerstraße und der „kleinen Bremer Straße“ zu einer Fahrradstraße 2.0 verbessert sich die Anbindung des Münsteraner Hauptbahnhofs an die Veloroute 11 Everswinkel-Münster und schließt eine bislang noch bestehende Lücke zum Stadtzentrum.
Durch ein neu gestaltetes Ticketingmodell soll damit vor allem das kurzzeitige Parken am Bahnhof attraktiver sein. „Wir freuen uns sehr, dass wir durch den Landeswettbewerb die Chance bekommen, ein solch zukunftsweisendes Projekt für Münster weiterentwickeln zu können“, erklärt Stadtbaurat Robin Denstorff. „Nun gilt es, diese Idee weiter zu konkretisieren und in eine konkrete Planung zu überführen. Insbesondere der Radverkehr wird hiervon profitieren“, so Denstorff.
Das Herzstück des „Mobility Hub“ bildet ein Fahrradparkhaus, das auf zwei bis drei Ebenen sichere Abstellmöglichkeiten für rund 3.000 Fahrräder bieten soll, wodurch sich die Anzahl mehr als verdreifacht. „Ganz nach dem Vorbild niederländischer Fahrradparkhäuser sollen die Ebenen getrennt vom Autoverkehr, entweder fahrend über eine Rampe mit sanfter Steigung oder über Großraumaufzüge erreichbar sein“, führt Max Stewen, Projektleiter im städtischen Fahrradbüro, den Nutzerkomfort für Radfahrende aus. Ergänzt werden soll das Angebot durch eine Quartiersgarage, die den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Geschäftsleuten aus dem angrenzenden Viertel zur Verfügung stehen wird. Eine integrierte Bike-Sharing-Station, Kiss&Ride-Stellplätze und ein erweitertes Carsharing-Angebot sowie der Verleih von E-Scootern ermöglichen individuelle Mobilität auch ohne eigenes Fahrrad, Auto oder Roller. Möglich wird dieses umfassende Angebot durch einen umfassenden Umbau des bestehenden Parkhauses und eine Aufstockung um zwei Stockwerke.
Ein neu gestaltetes Ticketingmodell, das z. B. eine 24-stündige kostenfreie Nutzung des neuen Fahrradparkhauses und auch der sich in Bau befindlichen Radstation im „Hansator“ ermöglicht, zählt ebenfalls zum Maßnahmenpaket.
Michael Grimm, Amtsleiter des zuständigen Amtes für Mobilität und Tiefbau erläutert die Vorzüge des neuen Ticketingsmodells: „Wenn wir den Menschen die Möglichkeit bieten, ihr Fahrrad kostenlos und sicher abstellen zu können, kann dies ein Baustein sein, dem Fahrrad-Parkdruck im Bahnhofsquartier entgegenzuwirken. Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität an diesem zentralen Ort zu verbessern und insbesondere Fußgängern und Fußgängerinnen mehr Platz im öffentlichen Raum zu geben.“
Das Projekt leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz: Die Neugestaltung der Fassade mit Glaselementen und einer Begrünung durch Pflanzen soll sich positiv auf das Stadtklima auswirken und das Aufheizen des Gebäudes und seines Umfeldes bei hohen Außentemperaturen verringern. Dieser ökologische Aspekt soll auch auf dem Dach aufgegriffen werden. Hier sind ein Dachgarten mit einer öffentlichen „Skylounge“ und die Gewinnung von Solarstrom denkbar.