Der Hamburger Tunnel unter den Gleisen des Hauptbahnhofs dürfte einer der schäbigsten Orte Münster sein. Dunkel, vollgestellt mit Rädern und beklebt mit Plakaten und vor allem mit einem dauerhaften Uringestank versehen, gilt für diesen Tunnel: möglichst schnell durch und weg.
Jetzt liegt endlich ein Konzept vor, wie der Tunnel umgestaltet werden soll. Als Sieger eines Auswahlverfahrens ist der Entwurf des Büros Behet-Bondzio-Lin Architekten aus Münster hervorgegangen.
Das Büro plant eine Art „Waldweg“: Bedruckte mehrschichtige Glasplatten, die hinterleuchtet werden, sollen künftig den Eindruck erwecken, dass man sich in einem Wald befindet. Unterstützt werden soll dies durch eine akustische Untermalung mit Waldgeräuschen.
Der Hamburger Tunnel zwischen Bremer Platz und Berliner Platz soll dabei auch zukünftig autofrei bleiben. Neben breiten Fahrradwegen in beide Richtungen soll es einen – durch einen Lichtstreifen auf dem Boden abgetrennten – Gehweg geben. Der Tunnel wird barrierefrei sein, auch die Beleuchtungssituation werde durch den Siegerentwurf deutlich verbessert, wie die Stadt schreibt.
Die Umsetzung des Entwurfs soll nach einem entsprechenden Beschluss des Rates der Stadt Münster erfolgen. Dessen nächste Sitzung findet am 11. September statt. Die Verwaltung werde versuchen, Städtebaufördermittel für das Projekt einzuwerben, dessen Gesamtkosten auf rund 3,6 Millionen Euro geschätzt werden.
Das gesamte Projekt ist Teil einer größeren Strategie – dem INSEK Münster-Innenstadt, dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts Münster-Innenstadt. In dessen Beschreibung steht: „Dahinter verbirgt sich ein rund 200 Seiten starkes fachliches Dokument, das von Verwaltung, Fachleuten, Innenstadtakteuren und der Stadtgesellschaft gemeinsam erarbeitet wurde. Mehr als 1.500 Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern sind hier eingeflossen, über 90 konkrete Maßnahmen zu sechs zentralen Handlungsfeldern sind darin enthalten. Integriert bedeutet, dass verschiedenste Lebens- und Themenfelder der Innenstadt betrachtet werden.“ Das Zukunftskonzept wurde am 22. März 2023 vom Rat der Stadt Münster beschlossen.
Fragen bleiben mit Blick auf den Hamburger Tunnel: Wie lange werden die Glasplatten in ihrer Form erhalten bleiben? Wann kleben dort erste Plakate oder Aufkleber? Wie soll verhindert werden, dass der Tunnel weiterhin als Toilette genutzt wird? Immerhin lässt sich das Projekt in einen größeren Kontext setzen. Die (Drogen-)Szene erhielt auf dem Bremer Platz eine völlig neu gestaltete Fläche, zugleich wurde auch ein großer Teil des Parks deutlicher der Allgemeinheit gewidmet. Wer jetzt hinter dem Bahnhof entlang fährt, sieht, dass die „Flächenteilung“ durchaus funktioniert. Vielleicht sorgt die höhere Attraktivität des Parks nun auch dafür, dass der Hamburger Tunnel weniger als Zufluchtsort gesucht wird?