Der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals ist ein Projekt für eine halbe Ewigkeit. Für die Stadt Münster besonders belastend ist natürlich der Teil des Kanals zwischen Umgehungsstraße (B51) im Süden und der Warendorfer Straße im nord-östlichen Stadtbereich.
Verzögerungen gehörten von Beginn an zum Projekt. Als die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) 2013 die Planungen vorstellte, stand am Ende die Zahl 2022. Fünf Düker (Druckleitungen zur Unterquerung des Kanals) standen als Maßnahmen im Plan, dazu der Neubau von acht Brücken auf zwei Streckenabschnitten (Süd bis Wolbecker Straße und Nord bis zur Warendorfer Straße). Das südliche Los sollte bis 2021 beendet sein, das nördliche dann 2022.
Ein Blick auf den Kanal deutet an: Das Projekt ist umfassend verspätet. Von den acht Brücken sind gerade einmal zwei neu fertig, eine dritte befindet sich immerhin auf der Zielgeraden. Die Überführungen an der Schillerstraße und Laerer Landweg sind fertig. Die Brücke an der Wolbecker Straße liegt zwar bereits, muss aber im Sommer 2022 erst noch an den endgültigen Standort verschoben werden (inklusiver mehrwöchiger Vollsperrung dieser wichtigen Einfallstraße).
Der aktuelle Zeitplan für die Brücken sieht derzeit so aus:
- Neubau Westfälische Landes-Eisenbahn-Brücke (Nähe Albersloher Weg): Sommer 2022 bis Ende 2024
- Pleistermühlenweg-Brücke: Anfang 2023 bis Ende 2024 (Startdatum abweichend von den Plänen der WSV)
- Prozessionsweg-Brücke: Ende 2022 bis Sommer 2024
- Mauritzer-Eisenbahn-Brücke (Warendorfer Straße): Anfang 2023 bis Ende 2026
- Warendorfer Straße: Mitte 2023 bis Ende 2026
Acht Jahre für zweieinhalb Brücken
Ein Blick auf den Zeitplan deutet an, wie umfangreich die Arbeiten insgesamt sind. Acht Jahre brauchte die WSV für die bisher geleisteten Arbeiten, zu denen u.a. vorbereitende Maßnahmen wie Kabelverlegungen oder Kampfmittelsuche gehörten. Wenn der Brückenbau in dem Tempo voranschreitet, wirken die nun angesetzten fünf Jahre für fünf weitere Brücken zumindest anspruchsvoll.
Der aktuell gültige Zeitplan (der, wie die „Westfälischen Nachrichten“ schreiben, regelmäßig umdatiert wird) sieht als nächste Schritte zwei Brückenabrisse vor: Im 2. Quartal 2022 soll die Brücke am Pleistermühlenweg fallen, was die Erschließung der Wohngebiete beiderseits des Kanals für PKW erheblich beeinträchtigen wird. Und ab dem 3. Quartal fällt dann die Fußgänger- und Radfahrer-Brücke am Prozessionsweg.
Immerhin: Für beide Brücken sollen jeweils temporäre Ersatzbauwerke errichtet werden, eine davon wird nun „zweitverwertet“. Die Brücke (Foto oben), die während des Neubaus am Laerer Landweg genutzt wurde, rückt nun ein paar hundert Meter weiter in den Norden. Für Fußgänger und Radfahrer wird sich also nicht viel ändern.
Warendorfer Straße
Spannender und erheblich störender wird der Eingriff an der Warendorfer Straße. Die dortige Kanal-Überquerung besteht aus zwei Teilen: Zum einen der (vierspurigen) Straße, zum anderen der Eisenbahnbrücke für die Bahnstrecke zwischen Münster und Telgte/Warendorf. Der Umbau soll dort ab Mitte 2023 beginnen.
Diese Brücke(n) sind für den Verkehr unerlässlich, weil es sich um zentrale Einfallstraßen für Pendler handelt. Zudem entsteht kurz hinter der Brücke der „Spaghetti-Knoten“ der Umgehungsstraße, der dort den Verkehr zentral in verschiedene Richtungen führt. Stadtauswärts fahrend ist die Warendorfer Straße hier die Zufahrt zur Umgehungsstraße.
In den „Westfälischen Nachrichten“ war zu lesen, dass die Warendorfer Straße zwischen 2023 und 2026 komplett gesperrt werden müsse. Vielleicht handelt es sich um eine missverständliche Formulierung?
Im Bericht zum Planfeststellungsverfahren von 2013 ist jedenfalls ausdrücklich vermerkt: „Aufgrund der Bedeutung der Strecke und des sehr hohen Verkehrsaufkommens ist eine Sperrung der Brücke [an der Warendorfer Straße, Anm.d.Red.] für die Bauzeit nicht möglich.“
Und so bestätigt es auch die WSV: „Es ist eine Behelfsbrücke mit Behelfsumfahrung geplant“, bestätigt Simone König von der WSV-Projektgruppe für die Stadtstrecke Münster auf Anfrage von Münster-Blick.
Der Neubau entsteht parallel zur vorhandenen Brücke. Erst wenn der Neubau abgeschlossen ist, wird die alte Warendorfer Straßen-Brücke abgerissen.“ Der Plan sieht also vor, den Verkehr fast durchgängig zu erhalten.
Temporäre Bahnbrücke
Das gilt auch für die Bahnstrecke. Dazu wird für die Bahn eine temporäre Eisenbahnbrücke auf den Lagern der benachbarten Autobrücke errichtet und die Bahngleise übergangsweise dorthin verschwenkt. Ganz ohne Unterbrechung des Bahnverkehrs wird das sicher nicht gehen, aber die Ausfallzeit wird kürzer ausfallen.
Die Autobrücke hingehen wird künftig geteilt: Zwei unabhängige Brücken für die beiden Fahrtrichtungen (ähnlich der Tormin-Brücke über den Aassee) werden direkt nebeneinander entstehen – eben weil zwischendurch ein Teil des Platzes benötigt wird für die Eisenbahntrasse. Viel mehr Spielraum ist wegen der direkt angrenzenden Bebauung auf der stadteinwärts gelegenen Seite nicht.
Die neuen bzw. neu zu bauenden Brücken im (inneren) Stadtgebiet von Norden her:
Brückenbau Dortmund Ems Kanal
Wer trägt die Kosten, die durch den verzögerten Ausbau entstehen? Allein durch die Preissteigerung ist dies sicherlich ein erheblicher Betrag. Wie immer in solchen Fällen trägt der Steuerzahler diese Mehrkosten. Diese durch Fehlplanung bzw -organisation entstandenen Kosten müssten den verantwortlichen Mitarbeitern der WSV angelastet werden.
Sehr geehrter Herr Benecke,
die Verzögerungen im Bauablauf sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Ein einzelner hat hierauf keine Einflussnahme. Wenn Sie alleine den Planfeststellungbeschluss, welcher frei zugänglich ist, gelesen hätten, würden Sie zu einer anderen Annahme kommen.
Sind Sie der „Handwerker“ Herr Ahrens der bei mir die Dusche reparieren sollte und dann nach über zwei Monaten und sieben Versuchen das immer noch nicht hinbekommen hat, obwohl nur zwei Fugen gezogen werden mussten ? Falls ja, verstehe ich nun Ihre Aussage .
So viele Jahre für eine einteiliges Brückenelement ist einfach nur noch lächerlich. Sowas muss schneller gehen. Jeder Einzelne muss effizienter arbeiten. Das liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Vom Planer bis zum Handwerker. Alles Andere ist nur larifari.
Die Schuld und Verantwortung möglichst weit streuen, damit am Ende niemand dafür hinhalten muss und dann noch den Plan ansprechen….
Mit dem Plan kann man sich den Allerwertesten abwischen – im besten Falle.
Wäre das ein guter Plan, hätte man nicht solche Verzögerungen.
Eventuelle Probleme, welche zu Verzögerungen führen, müssen mit einkalkuliert werden.
Passiert das nicht, wird grob fahrlässig geplant.
Ganz einfach.
Und ja. Man sollte sich genau anschauen, was und wer letztlich für die Verzögerungen im welchem Ausmaß verantwortlich ist und entsprechende Maßnahmen einleiten.
Einfach nur noch dreist was da abgeht.
Falls es jemanden interessiert: https://www.stadt-muenster.de/fileadmin/user_upload/stadt-muenster/61_stadtplanung/pdf/projekte/61_ueberregionale_projekte_kanalausbau_praesentation_mai_2014.pdf