Dass Münster eine Stadt in Veränderung ist, wissen Münsteraner*innen schon lange. Über die Verkehrsversuche, über Neubauten, über autofreie Innenstadt, steigende Einwohnerzahlen und andere Dinge wird schon lange diskutiert. An vielen Stellen sieht es heute anders aus als vor zwei oder drei Jahren. Und am besten lässt sich das erkennen, wenn man Google Maps betrachtet. Denn dort altert Münster erstaunlich schnell. Wie oft genau und vor allem wo Google seine Karten aktualisiert, lässt sich nur vermuten – dass in den USA regelmäßiger aktualisiert wird als auf dem afrikanischen Kontinent, dürfte logisch sein. Dass große und dynamische Städte wie New York häufiger neues Bildmaterial erhalten als Kattenvenne und Ostbevern? Vermutlich auch logisch.
Ein Blick auf die Stadt Münster zeigt, dass die wesentlichen Teile der Stadt bei Google mindestes drei Jahre alt sind – eine kleine Ewigkeit. Woran das zu erkennen ist? Hier ist eine kleine Auswahl.
Das Hansator
Das Gelände auf der Ostseite des Hauptbahnhofs zeigt bei Google Maps noch den Zustand kurz nach dem Rückbau der temporären Containerstadt. Während Google auf der anderen Seite des Bahnhofs das neue Empfangsgebäude schon zeigt, ist auf der Ostseite nur eine Brache vor dem Beginn der Bauarbeiten zu sehen. Den ersten Spatenstich für den Bau des neuen „Hansators“ gab es aber schon im November 2018.
Zentrum Nord
Im Zentrum Nord, dem Büro- und Dienstleistungszentrum parallel zur Kanalstraße, entstand in den Neunzigerjahren eine Sammlung von Neubauten. Dort war einst das „Arbeitsamt“ angesiedelt, Antenne Münster fand dort seine Heimat. Seit dem Jahrtausendwechsel kamen einige neue Gebäude hinzu, darunter zwei große Gebäude für die Telekom, das Chemische Veterinär- und Untersuchungsamt. Lange waren auch Standorte für weitere Hochhäuser reserviert, doch erstens tut sich Münster mit jedem hohen Gebäude schwer (was sich am mutmaßlich hässlichsten Stummel der Stadt, dem Metropolis-Hochhaus am Bahnhof, gut erkennen lässt) und zweitens schien die Nachfrage am Ende doch nicht übertrieben groß. Also fiel vor wenigen Jahren die Entscheidung, zwei große Flächen für den Wohnungsbau freizugeben, dessen Bedarf in Münster deutlich anstieg. Die beiden Fotos oben zeigen den aktuellen Zustand: Vivawest errichtete rund 280 Wohnungen in 13 Gebäuden, die bereits fertiggestellt sind.
Gegenüber baut Sahle weitere 250 Wohnungen. Der Spatenstich erfolgte im Juni 2020, der Hochbau erfolgt derzeit. Und bei Google? Sind dort, wo heute schon hunderte Menschen leben, nur zwei große Rasenflächen zu sehen.
Stadthafen 1
Auch am Stadthafen 1 zeigt Google Maps längst nicht mehr den aktuellen Stand. Die Reste der alten Osmo-Hallen sind bei Google noch zu sehen – heute befindet sich dort ein fast völlig abgeräumter Bereich. Verschiedene Investoren, Deilmann und LVM, wollen hier einen ganz eigenen Stadtteil errichten, doch das gesamte Projekt befindet sich noch im Frühstadium. Bei Google stehen die Hallenreste zur Schillerstraße noch, in der Realität nicht. Übrigens: Der direkt benachbarte „Hafenmarkt“, Münsters Top-Zankobjekt, wird von Google halbwegs akkurat als Bauruine gezeigt, was unfreiwillig auch exakt das ist, was der „Hafenmarkt“, früher „Hafencenter“, heute noch ist.
Wolbecker Straße/B51
Die Umgehungsstraße B51 schneidet seit Jahrzehnten durch Münsters Osten. Künftig nimmt die Strecke noch einen viel prominenteren Raum ein. Vierspurig, teils tiefergelegt, soll sie den Verkehr um die Innenstadt herumleiten und in wenigen Jahren auch völlig aus dem Bereich Warendorfer Straße heraushalten. Dann fahren Autos ohne den Schlenker durch den völlig unterdimensionierten Abschnitt des Schifffahrter Damms kurz hinter der alten Danziger Freiheit direkt zum neuen Anschluss im Bereich der Sudmühlenstraße, von wo aus die Bundesstraße 481 nach Greven beginnt.
Und Google? Wo heute bereits der vierspurige Straßenverlauf zu sehen ist, zeigt Google noch immer die alte zweispurige Strecke durch das kleine Waldgebiet links und rechts der Fahrbahn. Zum Vergleich? So sah die B51 noch vor drei Jahren aus (und auch heute noch bei Google Maps):
Die alte Brücke der Wolbecker Straße über die B51, die Google Maps noch zeigt, ist längst abgerissen und durch den Neubau ersetzt.
Hotelinsel Herwarthstraße
Gleich drei neue Hotels sind seit 2019 an der Von-Steuben-Straße und der Herwartstraße entstanden. Das frühere Dorint-Hotel wurde abgerissen und durch einen auffälligen Neubau ersetzt. An die Stelle des früheren Verwaltungsgebäudes Ecke Von-Steuben-Straße ist ein Doppelpack aus „Ibis Budget“ und „Novotel“ getreten – beide Teil der Accor-Gruppe. Auch hier zeigt Google Maps den Zustand vor Beginn der Bauarbeiten: Während im Bereich des heutigen „Atlantic“ zumindest schon das leere Baufeld zu sehen ist, zeigt Google bei den beiden anderen Hotels noch die alten Gebäude.
Weitere auffällige Alterungserscheinungen …
Neben den oben gezeigten, besonders augenfälligen Veränderungen, gibt es noch zahlreiche weitere Stellen im Stadtgebiet, deren Veränderung teilweise entweder im Gange ist oder gar abgeschlossen wurde.
An der Robert-Bosch-Straße entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Pebüso-Betonwerke der Büro-Komplex „Rob17“ (Gesamtfläche 25.000qm), der bereits in Teilen fertiggestellt ist. Google zeigt an der Stelle noch das freigeräumte Gelände, das bis zum Baustart als Autolager genutzt wurde.
An der Oststraße (parallel zur Warendorfer Straße), ist ein völlig neuer Wohnkomplex entstanden, die York-Kaserne in Gremmendorf ist bei Google Maps noch im alten Zustand zu sehen, während dort längst der Hochbau für die künftige Bebauung läuft.
Die Mathilde-Anneke-Gesamtschule an der Manfred-von-Richthofen-Straße und Martin-Hofer-Straße ist – begleitet von diversen und viel diskutierten Verzögerungen – längst im Bau, während Google noch das leergeräumte Baufeld zeigt.
Der künftige Hüffer-Campus an der Robert-Koch-Straße ist bei Google überhaupt noch nicht zu sehen. Dort stehen noch die alten FH-Gebäude, während Anfang Juli 2021 schon der symbolische erste Spatenstich für den Neubau erfolgte.