S-Bahn-Strecke nach Sendenhorst wird drastisch teurer und dauert (noch) länger

Verkehrsprojekte in Deutschland sind keine einfache Geschichte. Das wird nun auch am Beispiel der geplanten Reaktivierung der alten WLE-Eisenbahnstrecke zwischen Münster und Sendenhorst deutlich. Eigentlich sollte die 21 Kilometer lange Trasse ein Teil der künftigen S-Bahn Münsterland sein, die perspektivisch 9 Linien umfassen soll. Dass der Terminplan für die Gesamtplanung längst Makulatur ist, war keine Überraschung. Doch auch die erste Strecke verzögert sich immer weiter – und wird dramatisch teurer.

Artikelfoto: Ein Teil der künftigen Trasse der S-Bahn-Linie 8 zwischen Münster und Sendenhorst – hier ein Streckenabschnitt in Gremmendorf.

Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist als Aufgabenträger dafür zuständig, den Schienenpersonennahverkehr in NRW zu organisieren. Doch die Nachrichten, die der NWL derzeit überbringen muss, sind nur bedingt positiv. In der aktuellen Mitteilung heißt es, die Kosten-Nutzen-Rechnung für die geplante Bahnverbindung zwischen Münster und Sendenhorst falle positiv aus. Heißt: Der Nutzen sei größer als die Kosten für die Reaktivierung. Das ist das Ergebnis der sogenannten „Standardisierten Bewertung“, mit der alle Investitionen in die Struktur des öffentlichen Personennahverkehrs geprüft werden. Nur bei einer positiven Bewertung seien Fördergelder vom Bund zu erhalten – und die gute Nachricht sei: „Mit einem Wert von 1,36 liegt das Ergebnis für die Strecke Münster-Sendenhorst deutlich im positiven Bereich.“ Zur Erklärung: Der Wert muss größer als 1 sein.

Die aktuelle Bewertung folge damit der ersten Bewertung aus dem Jahr 2018. Spannend allerdings: 2018 war man von Gesamtkosten in Höhe von 37 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt erklärt der NWL, dass die fortschreitende Planung nun konkretere Kostenberechnungen ermöglicht habe. Und aus 37 Millionen Euro wurden damit 133 Millionen Euro, fast 3,6 mal so viel wie geplant. Der gewaltige Kostensprung resultiere aus der „komplexen Planung“ mit neuen Bahnübergängen, Kostenexplosionen im Materialmarkt für Schienenverkehr und der grundsätzlichen Verknappung vom Kapazitäten der Baufirmen.

Das zweite Ärgernis: Das laufende Planfeststellungsverfahren werde vermutlich erst Ende 2024 abgeschlossen sein (hier sollte man angesichts der Projekthistorie lieber auch ein Fragezeichen setzen), damit sei eine Eröffnung der neuen, alten Trasse erst „in der ersten Jahreshälfte 2027“ möglich.

Hintergrund sei, dass derzeit noch die Aufgaben aus dem Erörterungstermin im September 2023 durch die Antragstellerin, die Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH, abgearbeitet würden. Dazu gehörten u.a. eine Nachkartierung der Flora, Fauna und Habitate entlang der Strecke, die Überarbeitung der Umweltplanung sowie die Überarbeitung des Schallschutzgutachtens. „Dass das Planfeststellungsverfahren inzwischen deutlich länger dauert als geplant, ist natürlich bedauerlich“, wird Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL, in der Mitteilung zitiert. „Eine umfassende Prüfung all dieser Punkte ist aber wichtig und notwendig für eine rechtssichere Planung und Umsetzung.“ Die WLE als Infrastrukturbetreiber habe den NWL darüber informiert,

Eigentlich war der Termin für Ende 2025 gesetzt, im März 2023 verschob der NWL diesen Termin dann auf Anfang 2026, jetzt auf Anfang bis Mitte 2027. Ende offen.

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