Münster verdichtet nach

Auch in Münster wird die Diskussion um Nachverdichtung geführt. Die Stadt kann nicht grenzenlos in die Breite wachsen, sondern wird auch nach innen verdichtet. Altbauten verschwinden und werden an vielen Stellen in der Stadt durch (größere) Neubauten ersetzt.

Die Stadt Münster hatte 2019 für das Jahr 2030 eine Marke von rund 326.000 Menschen errechnet und will den Wohnungsbau vorantreiben. In einem Dokument über das Baulandprogramm heißt es: „Pro Jahr sollen im frei finanzierten und im öffentlich geförderten Wohnungsbau insgesamt 2.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Mindestens 750 davon durch Nachverdichtung in bestehenden Quartieren….“. Einige der großen Neubaugebiete liegen in Sprakel, in Wolbeck, Richtung Gievenbeck/Roxel, mehr perspektivisch auch westlich der Steinfurter Straße (stadtauswärts links von der Straße). In der Aaseestadt wurde (und wird noch immer) über den Abriss von Altbauten und den Ersatz durch Mehrfamilienhäuser gestritten – und diese Art von Diskussion wird wohl an vielen Stellen geführt werden (müssen).

Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und Volt ist ein Fokus auf „städtebauliche Dichte“ gelegt und auch auf „Quartiere der kurzen Wege“, die es Menschen ermöglichen, Wege weniger mit den Auto, sondern mehr zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen zu können. Das bedeutet auch weniger Flächenverbrauch am Stadtrand, dafür Recycling von innerstädtischen (Brach-)Flächen.

Die großen Debatten um Verdrängung bestehender Sozialstrukturen einmal außen vorgelassen: Was Nachvedichtung bedeuten kann, wo es Beispiele gibt, zeigt ein Blick auf die Grenze zwischen Erpho- und Mauritz-Viertel, als rechts und links der Warendorfer Straße. Hier sind einige Beispiele für Nachverdichtung innerhalb nur weniger hundert Meter in Münsters Osten.


Probsteistraße (Artikelfoto): Hier entstand 2021 auf der Fläche eines alten Einfamilienhauses ein Neubau mit neun Wohneinheiten (und gehobenen Preisen… eine der letzten Dreizimmerwohnung mit 115qm Fläche wurde auf dem Markt für rund 1850 Euro Kaltmiete gehandelt) und Tiefgarage. Im Vergleich zur vorherigen Bebauung nimmt sich der Neubau sichtbar Platz, auch gegenüber dem Bestand.

Neubau an der Probsteistraße: Das Gebäude nimmt sich im Umfeld sichtbar Platz.
Neubau an der Probsteistraße.

Egbertstraße/Gerhardstraße: Direkt an die Warendorfer Straße angrenzend wurde ebenfalls ein altes Einfamilienhaus abgerissen und wird aktuell durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt.

Neubau Egbertstraße/Gerhardstraße..

Wiener Straße: Ebenfalls in „zweiter Reihe“, direkt neben der Warendorfer Straße, wird ein altes Einfamilienhaus ersetzt durch ein Mehrfamilienhaus.

Neubau Wiener Straße.

Kapitelstraße: Dort wird eine bisher nur teilweise bebaute Fläche mitsamt einer alten Baulücke bebaut. Homann Immobilien realisiert dort sechs Neubauwohnungen in einem Altbauviertel, das teilweise unter Denkmalschutz steht (siehe Bericht der Westfälischen Nachrichten).

Sechs Wohnungen mit 825 qm Wohnfläche werden entstehen, wo bis vor wenigen Jahren noch eine zugewucherte Baulücke zu sehen war. Das von Homann Immobilien entwickelte Projekt werde ein „kubistischer Neubau“ sein, wie es heißt. In Formensprache und Gestaltung soll es die Umgebung aufgreifen, die ursprünglich hell gehaltene Fassade soll aber nun in rotem Klinker ausgeführt werden.

Die Fertigstellung ist für Anfang 2023 geplant.

Neubau Kapitelstraße. Hier der Blick von der Dechaneistraße.
Neubau Kapitelstraße. Hier in Blickrichtung Dechaneistraße.

Eugen-Müller-Straße: Nur ein paar Meter von der Kapitelstraße entfernt in östlicher Richtung verläuft die Eugen-Müller-Straße. Auch dort wurde bereits vor der Corona-Pandemie (2018) ein Mehrfamilienhaus auf einem leeren Grundstück errichtet. Zehn Wohneinheiten zwischen 90 und 150 qm Fläche sind dort entstanden in einem dreigeschossigen Gebäude mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss.

Neubau an der Eugen-Müller-Straße.

Ostmarkstraße: Ein anderes Projekt hatte nördlich Warendorfer Straße für Diskussionen gesorgt. Dort, an der Ostmarkstraße 65/67, stand bis etwa 2017 ein altes Gebäudeensemble, in dem u.a. eine Schreinerei angesiedelt war. Die romantisch anmutende, teilweise in Fachwerk ausgeführte Gebäudegruppe war aber marode und wurde gegen den Willen verschiedener Viertel-Initiativen abgerissen. Entstanden ist ein Neubau mit dem Namen „Erphohöfe“ mit zehn Wohneinheiten. Bauherr ist die Invest-Service (Münster), der Entwurf stammt von „haushoch3 architekten“ (Münster).

Neubau an der Ostmarkstraße 65/67.
Neubau an der Ostmarkstraße 65/67.

Schiffahrter Damm: Noch ein (eher kleines) Beispiel für Nachverdichtung. Am Eingang des Schiffahrter Damms, direkt neben der Bahntrasse Münster-Warendorf, stand bis vor zwei Jahren ein eingeschossiges Gebäude mit einem Imbiss. Nach dem Abriss wurde an der gleichen Stelle der vorhandene Raum genutzt für einen viergeschossigen Neubau, der sich zwischen Bahntrasse und Nachbarbebauung zwängt. Das in hellem Klinker ausgeführte Gebäude steht im März 2022 kurz vor der Fertigstellung.

Neubau am Schiffahrter Damm.
Neubau am Schiffahrter Damm.

Die folgende Karte zeigt die verschiedenen Projekte im Bereich Mauritzviertel. Innerhalb eines engen Bereiches wurde und wird an verschiedenen Stellen neu gebaut.

Mauritzviertel: Verdichtung im Bestand.

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1 Kommentar

  1. Münster wird gerne als grün angepriesen – von Denjenigen, die jetzt „verdichten“, d.h. das grüne Erbe zubauen.

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