Neuer Partner für Stadtwerbung: RBL Media ersetzt Wall in Münster

Die Stadt Münster hat einen neuen Partner für die Bushaltestellen und Werbeflächen gefunden. Nachdem der Vertrag mit der Berliner Wall GmbH nach 15 Jahren ausgelaufen war, hatte die Stadt eine Ausschreibung durchgeführt, bei der sich das Erkelenzer Unternehmen RBL Media durchsetzte.

Ab Januar 2024 wird also RBL Media die Bewirtschaftung der Fahrgastunterstände an Bushaltestellen sowie die städtischen Werbeflächen übernehmen. Auch dieser Vertrag ist dann auf 15 Jahre ausgelegt.

RBL Media ist dabei noch vergleichsweise jung. Aktuell ist das Unternehmen erst in 4 deutschen Städten aktiv: Aachen, Dortmund, Erfurt und Leipzig. Münster wird also Nummer 5 im Portfolio.

Soweit, so unspektakulär. Augenfällig und pikant wird der Wechsel, weil die Stadt Münster die bisherigen Möbel (u.a. Bushaltestellen) von Wall nicht übernehmen will. Das Angebot von Wall dafür sei wirtschaftlich nicht akzeptabel, wie es bei den „Westfälischen Nachrichten“ heißt. Für RBL Media bedeutet dies: Weit über 400 Bushaltestellen müssen abgebaut und ersetzt werden. Ob sie weiterverwendet werden können? „Im Falle des Rückbaus der Münsteraner Stadtmöblierung ist eine Weiterverwendung aufgrund des speziellen Designs und der Farbgebung, für die sich die Stadt seinerzeit entschieden hatte, nur bedingt möglich. Wir prüfen hier derzeit alle Optionen einer Weiterverwendung bzw. des Recyclings“, teilt Wall auf Anfrage von Münster-Blick mit. „Aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sollten alle Produkte immer bis zum Ende ihrer technischen Lebensdauer am Standort bzw. in einer Stadt genutzt werden, die aufgrund der Produktqualität und regelmäßiger Wartung bei 25 bis 30 Jahren liegen kann.“

Keine Übernahme

Anders gesagt: Die aktuellen Bauten würden gut und gerne noch ein paar Jahre halten, es wäre eine Möglichkeit gewesen, die bestehenden Stadtmöbel einfach zu übernehmen und/oder nur teilweise zu modernisieren. Das war aber offenbar nicht gewünscht. Nachhaltig geht anders …

Sehr wohl nachhaltig soll allerdings der Betrieb der neuen Infrastruktur sein, wie in der Mitteilung der Stadt deutlich wird: „Alle Wartehallen samt Werbeträger werden zukünftig ausschließlich mit Ökostrom betrieben und erhalten begrünte Dächer, mehr als 120 Fahrgast-Unterstände werden sich durch eigene Photovoltaikanlagen sogar vollständig autark mit Strom versorgen.“ Beim Klimaschutz verfolge man einen ganzheitlichen Ansatz, heißt es. Man stelle die neuen Stadtmöbel nachhaltig her und auch die Bewirtschaftung solle zu 100 Prozent nachhaltig sein. Das bedeute, das alle eingesetzten Ressourcen ökologisch unbedenklich, ressourcenschonend und emissionsfrei seien – vom Reinigungsmittel bis zur Elektro-Fahrzeugflotte.

Fast keine Kosten für Münster

Für die Stadt Münster fallen bei all dem Umbau immerhin keine Kosten an, mal abgesehen von verwaltungsinternen Aufwänden. Der Abbau der bisherigen Wartehäuschen und übrigen Werbeträger geht auf die Kosten von Wall. Die Herstellung und Installation der neuen Möbel übernimmt dagegen „vollständig“ RBL Media, wie Geschäftsführer Daniel Lange gegenüber Münster-Blick bestätigt. „Für die Stadt ist dies vollständig kostenfrei. Unsere Aktivitäten dienen der Attraktivität sowie der Vermarktung von Außenwerbung.“

Wie die neuen Fahrgastunterstände aussehen sollen, zeigt RBL Media auch gleich. Und die meisten Beobachter würden kaum einen Unterschied erkennen. Einzig der „münster-spezifische“ Bogen des Daches, der seinerzeit vom Architekturbüro Kleihues und Kleihues gestaltet wurde, fehlt hier. Was die Frage aufwerfen könnte, worin exakt das exklusive Münster-Design bestanden haben könnte.

Fahrgastunterstand von RBL Media.

Ab Januar werden mindestens 430 dieser Bushaltestellen ausgetauscht. „Wir gehen davon aus, dass die bestehenden Fahrgastunterstände bis etwa Ostern 2024 getauscht werden können“, so Daniel Lange. Das sei natürlich auch abgängig von Wetter und baulichen Herausforderungen.

In der Mitteilung von Stadt und RBL Media hieß es: „Zu den städtischen Werbeträgern gehören neben den Buswartehallen auch Litfaßsäulen, Plakatwände oder City-Lights. Hier soll die Entwicklung von Klebemedien hin zu moderner digitaler Werbung gehen.“ Grenzen finde diese Entwicklung lediglich in den Bereichen, in denen das Stadtbild nicht verändert werden solle oder aber die Verkehrssicherheit durch bewegte Bilder beeinträchtigt wäre. Und tatsächlich werden digitale Medien die Ausnahme bleiben: Zunächst seien nur 28 solcher digitalen Medienträger geplant. Das sind nur 3% der möglichen Standorte.

Mit Blick auf Vandalismus sicher auch ein Faktor.. „Die Kosten für Reparatur bzw. den Ersatz eines digitalen Werbeträgers sind aufgrund der hochwertigen verbauten Technik natürlich um ein Vielfaches höher als bei einem klassischen Werbeträger. Dafür ist die Häufigkeit von Beschädigungen nach unserer Erfahrung sehr viel seltener aufgrund der exponierten Lagen der Geräte“, erklärt Lange.

Rückblick
Als die damalige Wall AG 2008 den Zuschlag bekam, verlor die Deutsche Städte Medien (DSM) nach 80 Jahren das exklusive Recht, im öffentlichen Raum der Stadt Münster Werbeflächen zu vermarkten. Und vor dem Übergang mussten sich die neuen Partner erst einmal rechtlichen Problemen stellen. Denn Ströer (zu der die DSM seit 2004 gehörte) hatte sich natürlich ebenfalls beworben, war aber nicht zum Zug gekommen. Unter anderem, weil die Stadt so viel Wert auf die exklusiv für Münster gestalteten Stadtmöbel legte – wogegen Ströer lange mit dem Argument vorging, das Design von Wall sei gar nicht so exklusiv. Zudem habe es ein Vorpachtrecht gegeben. Letztlich zog Ströer aber nur drei Monate vor dem Wechsel zurück, damit war der Weg frei für Wall.

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